Lütters & Cie Löwenmesser

Moin!

Auf dieser Seite möchte ich Informationen zum Thema Lütters & Cie bzw. Lowenmesser und deren zeitliche Bestimmung sammeln. Im Laufe der Jahre habe ich diese entweder direkt von Frau Backhaus der Firma Lütters & Cie, anderen Sammlern, Internetrecherchen oder durch einfache Schlussfolgerungen erhalten. Die Angaben sind eventuell nicht alle 100% korrekt. Ich freue mich immer über weitere Informationen.

Bevor ich anfing Messer zu fertigen, habe ich Messer gesammelt, besonders traditionelle Taschenmesser und da hat alles begonnen mit dem Ankermesser von Lütters.

Die Löwenmesser von C.Lütters & Cie aus Solingen werden in Handarbeit seit 1840 hergestellt und haben sich einen erstklassigen Ruf an den Küsten der Nord und Ostsee erworben.

Laut Frau Backhaus wurden die Klingen bis in die 80er Jahre noch geschmiedet, diese haben das Logo mit dem Löwen und LOEWEN MESSER in der Klinge eingeschlagen, später wurden die Klingen dann von der Fa. Walter Backhaus aus dem Vollen geschliffen und das Logo wurde geätzt.

Dieser Schritt könnte damit zusammen hängen, dass früher die Klingen im Haus an der Bismarckstrasse, nach der Heirat von Ricarda Lütters und Wilhelm Backhaus diese jedoch von da an in der traditionsreichen Familien Schmiede von Wilhelm Backhaus, gefertigt wurden.

1972 übernahm Wilhelm Backhaus die Firma nach dem Tode seines Schwiegervaters Hans Lütters.

 

Die Loewenmesser

Mein erstes Löwenmesser, das große Ankermesser, erwarb ich mit 2005 bei der Eisen Krämerei Weimeister im Hamburger Hafen. Hier wartete ein großer Kasten voll mit Löwenmessern unter dem Ladentisch. Kurz darauf wurde bei Lütters die Produktion der Messer mit Eisen Backen eingestellt, da der Mann, der diese Backen lieferte, in Pension ging, damit endete ein Kapitel der Löwenmesser und ein wenig der Solinger Tradition.



Da ich von Frau Backhaus persönlich erfuhr, dass es in Zukunft nur noch Messer ohne Backen geben wird, ergatterte ich noch ein paar der Ankermesser in der alten Bauweise, mittlerweile werden horrende Preise für diese Messer aufgerufen.

Während es um 2005 noch das Ankermesser in drei verschiedenen Größen gab, (groß 9963, mittel 9964 und klein 9965, jeweils aus Carbon Stahl C85 oder rostfrei) wurden die Herstellung des kleinen und mittleren bald eingestellt und es gab nur noch das große Modell 9963.

Kurzzeitig fertigte die Firma Otter-Messer das Ankermesser für Lütters und daher konnte man das typische Otter-Messer Design mit dem liegenden Löwen von Lütters finden, jedoch ohne den Stempel auf dem Ricasso. Bei diesen ist die Klingenwurzel quadratisch und die Backen glatt, der Anker, wie auch bei den Ankermessern von Otter, am Griffende.

Herstellung bei Otter Messer

 

Das Logo

Der liegende Löwe wurde als Markenzeichen am 30. Mai 1855 eingetragen.

1895 wurde ein weiteres Logo mit zwei Äpfeln / Herzen wingetragen, welches jedoch nur noch bis 1920 verwendet wurde.

Logos der (1930er?) 1940er-1950er

Identische Logos habe ich auf HJ Messern der späten 30er gesehen.

Logos von 1950er bis frühe 1980er (hier verändert sich das Logo nicht mehr, lediglich in der Grösse).



Leider ist es fast unmöglich anhand der Stempel oder sonstiger Merkmale die Messer von Lütters zu datieren, ich habe bisher bei den Messern der 2000er Jahre folgende Stempel auf der Klingenwurzel gesehen, dadrüber jeweils der liegende Löwe:

Lütters & Cie
C.Lütters & Cie

Auf der Terz Seite steht dabei
Solingen
Germany

bzw. bei den rostfreien Modellen

Solingen
Germany
Rostfrei

Bei den Messern der 60er- frühen 80er Jahre steht auf der Terz Seite lediglich "Solingen Germany", der Löwe mit dem Schriftzug LOEWEN MESSER ist in die heisse Klinge eingeschlagen worden. (Oben ein Ankermesser der 50er - frühe 80er, unten ein Ankermesser der 90er- frühe 2000er)


Lütters Cie
Solingen

Es gab auch mit dem Löwen und "LOEWEN MESSER" gestempelte Klingen die ebenfalls den Löwen und "C.Lütters & Cie" auf dem Ricasso tragen, wobei ich das nur bei den edleren Herrenmessern sowie 1138 / 1147 Modellen gesehen habe. Die 1138/1147 mit dem Löwen auf dem Ricasso sind wohl älteren Datums, ca. 1940-1950.



Einige der älteren 1147 und 1138 Modelle tragen die Nummer auf der Terzseite des Ricassos über den Wort "Solingen".



Der Handelsname 'Lutco' wurde 1904 eingeführt.



Anfang des 20. Jahrhunderts (ab 1905) verwendete C.Lütters & Cie für den englischsprachigen Raum die Marke "Lion Cutlery"



'LOEWENMESSER' neben dem liegenden Löwen wurde 1921 eingeführt. Dabei sah der Löwe bei den älteren Messern noch etwas räudiger aus (links). Ab den 50er Jahren wurde der neue Löwe verwendet (rechts). Dieses neue Logo scheint immer mit dem Ricasso Stempel "LÜTTERS CIE SOLINGEN" bzw "C.LÜTTERS CIE" benutzt zu werden, ohne "&".

Hier sind zwei Ankermesser meines Kollegen Cesar, auf dem oberen steht lediglich C.LÜTTERS & CIE SOLINGEN, ohne den liegenden Löwen. Es könnte sich hier um ein Exemplar vor 1855 handeln, dem Jahr, in dem der Löwe als Markenzeichen registriert wurde.

Das untere Ankermesser ist wohl aus den 40er - 50er Jahren.

Dieses Matrosenmesser weisst lediglich den liegenden Löwen (als Markenzeichen 1855 registriert) auf und wurde wohl zwischen 1855 und 1921 hergestellt, da der Schriftzug LOEWENMESSER" neben dem Löwen fehlt.

Klingenstempel

Ricasso

Vorher sah das Logo so aus

Der Löwe neben dem Schriftzug LOEWEN MESSER

C.LÜTTERS & Co - Löwenwerk - Solingen (vor 1921)

Wohl in den 30er - 50er Jahren wurden die Klingen mit "C.Lütters & Cie - Löwenwerk - Solingen" markiert. Genaueres konnte ich bisher leider nicht herausfinden.

Logo der Herrenmesser wohl 40er bis 60er



Dieses Messer aus Dänemark wurde nachweislich 1961 verschenkt, ist entsprechend mindestens aus 1961 oder älter. Zu erkennen der neue gestempelte Löwe sowie "Lütters Cie Solingen" ohne "&". Eisenstifte und tallierte Backen. Das Loch im Griff wurde später von dem Besitzer angebracht.

Dieses Ankermesser wurde nachweisslich 1959 von einem dänischen Seemann getragen, der für A. P. Møller-Mærsk fuhr.

Dieses Messer von 1959 ist bisher das älteste, das ich mit dem neuen Logo gefunden habe. Sollte jemand ein nachweislich älteres Exemplar besitzen, so würde ich mich sehr über Informationen freuen.

Neben dem Bubinga Holz wurde auch anderes Holz verwendet, so wie hier, wohl in Ebenholz.

Ich besitze mehrere Loewenmesser Modell 1147 und 1138, wohl aus den 40-50ern, (eventuell älter) die ein rötliches Griffholz haben, welches eventuell gefärbt wurde. Der Griff färbt ziemlich stark ab.

 

Es gibt also jede Menge unterschiedlicher Klingenstempel und Ricasso Schriftzüge. Auch werden unterschiedlich grosse Logos, je nach grösse des jeweiligen Modells vewendet.

Man kann also zur groben Datierung der 11er / 10er Reihe sagen:

Geätztes Logo ohne Backen - Aktuelle Modelle bis frühe 2000er

Geätztes Logo mit glatten Backen - 90er bis frühe 2000er

Geätztes Logo mit tallierten Backen - mitte 80er Jahre

Gestempeltes, neues Logo mit tallierten Backen - 60er bis frühe 80er

Gestempeltes, altes Logo mit tallierten Backen - wohl 40er bis 60er.

Zur groben Datierung der Ankermesser:

Geätztes Logo ohne Backen - Aktuelle Modelle bis frühe 2000er

Geätztes Logo mit glatten Backen, ohne Löwe auf dem Ricasso - Otter Herstellung um 2006

Geätztes Logo mit tallierten Backen - mitte 80er Jahre bis ca. 2007

Gestempeltes, neues Logo mit tallierten Backen - 60er bis frühe 80er

Gestempeltes, altes Logo mit tallierten Backen - wohl 40er bis 60er.



Oben ein altes Ankermesser wohl aus den 50ern bis 80ern, welches ich von einem Freund aus Solingen bekommen habe. Auffällig das gestempelte Logo auf der Klinge sowie "Luetters Cie" auf dem Ricasso. Anders als bei den Messern neueren Datums, die quadratische Klingenwurzel, die das Aufschlagen der Schneide auf die Feder in zugeklappten Zustand verhindert.



Dadrunter ein Ankermesser gekauft 2005 jedoch wohl älteren Datums, da die Stifte aus Eisen sind, nicht wie sonst aus Messing.


Oben ein 1160 noch mit Backen, in der Mitte ein 1038, unten das alte Ankermesser.


Detail des gestempelten Logos wohl bis Anfang der 80er Jahre verwendet

Die tallierten Backen wurden bei der 11er Serie noch bis mindestens Ende der 80er Jahre verbaut, wie dieses 1147 aus Nuuk / Grønland zeigt. Die Klinge hat kein eingeschlagenes Logo, daher kann man davon ausgehen, dass es ab den 80ern gebaut wurde.

Laut Engel Netze stammt dieses "Engel-Netze" Werbemesser wohl aus Mitte / Ende der 80er Jahre. Hier ebenfalls noch die tallierten Backen.

Bei den älteren Messern, vor 1980, findet man ausschließlich Stifte aus Eisen, bei den neuen sind diese ausschließlich aus Messing.

Bei älteren Messern mit Backen der Serie 11 sind diese noch tailliert, bei den neueren glatt (Serie 10 genannt).

Bei den Ankermessern gab es die tallierten Backen noch bis in die frühen 2000er Jahre.

These: Da es sich hier um ein weniger populäres Modell als das 1047/1048 handelt, wurden eventuell hier die vorgefertigten, tallierten Backen auf Lager weniger schnell aufgebraucht???

 

Der Ruhm, Qualität und Talisman

Die Federn der Loewenmesser sind sehr stark und der Klingengang sehr gleichmässig und verhältnismässig weich. Alle Löwenmesser die ich jemals in der Hand hatte, wurden von Haus aus sehr scharf ausgeliefert. Die Holzbeschalung ist aus Bubinga. Die Ankermesser verfügen über einen sogenannten "half stop", sodass die Klinge beim Auf- oder Einklappen bei 90º stoppt, das hat sicherlich gerade bei den starken Federn so manche Fingerkuppe gerettet.

Meiner Meinung nach macht die Faszination dieser Messer die einfache und robuste Bauweise aus, sowie den geradezu sagenhaften Ruhm, den sich diese Messer seit 1840 verdient haben.

Um das Jahr 1920 führte Lütters in ihrem Katalog noch ca. 20.000 verschiedene Modelle und Konfigurationen, heute ist das Angebot auf gute zwei Dutzend reduziert, ausschliesslich Arbeitsmesser für die Fischerei, Landwirtschaft und Industrie.

So schreibt Kristin Kube in ihrem Buch "Hochseefischer" über die Fischer, Seeleute und Kapitäne der Fischereiflotte der Nordsee und dessen Untergang. Die Kapitäne und Fischer tragen häufig auch Jahre nach ihrer Pensionierung noch ihr Löwenmesser bei sich, dieses ist nicht nur das ideale Werkzeug, sondern auch Statussymbol und Talisman.

ISBN 10: 3830929412 / ISBN 13: 9783830929413
Verlag: Waxmann Verlag, Münster in Westfalen, 2013


In dem Dokumentarfilm "Historisches Museum Bremerhaven - Das war Knochenarbeit" berichtet der ehemalige Matrose Michael Schulz Brummer (Minute 07:03), dass die ganze Mannschaft mit Löwenmessern ausgestattet war.



Hans Sackau schreibt in "Tetje Bollermann - Als Moses in der Heringsfahrt" über den Vater, der die Ausrüstung für seine nächste Fangfahrt kauft, Unterwäsche, Gummistifel, Handschuhe etc. und "zwei gute Löwenmesser". Da wird als einziger Ausrüstungsgegenstand der Markenname erwähnt und dazu das Adjektiv "gute".

ISBN 10: 3954940841 / ISBN 13: 978-3954940844
Verlag: Edition Falkenberg; Auflage: 1 (18. November 2015)
Redmond O'Hanlon erwähnt ein Loewenmesser 825 mit rotem Plastikgriff auf seiner Reise mit einem Trawler in den Nord Atlantik in dem Buch "Trawler: A Journey Through the North Atlantic".

ISBN 10: 1400042755 / ISBN 13: 978-1400042753
Verlag: Alfred a Knopf Inc (4. Januar 2005)

In dem NDR Dokumentarfilm "Seenotretter" über die DGzRS zieht ein Retter ein Löwenmesser aus der Tasche, um eine Flaschenpost zu öffnen.



Im Museum des Seglers "Rickmer Rickmers" im Hamburger Hafen kann man Löwenmesser aus dem 19. Jahrhundert bewundern.

In der "Övelgönner Seekiste" ist das Scrimshaw Werk eines Walfängers auf dem Griff aus Pottwalzahn eines Matrosenmessers zu sehen, die Klinge natürlich von Lütters. Das Logo spricht für eine Herstellungszeit zwischen 1855 (Registrierung des Löwen als Markenzeichen) und 1921 (Registrierung von LOEWEN MESSER neben dem Löwen).



Der Angestellte des Schiffsausrüsters Toplicht hat eins in der Tasche, im Övelgönner Museumshafen als auch in Tönning sah ich einen Mann in der Takelage sitzen, in seiner Takelausrüstung ein Löwenmesser.

In Finkenwerder gehört ein Löwenmesser einfach dazu, um den "Finkenwerder Speck" zu bereiten oder zu essen und in einer alten Schulausgabe des Buches "Seefahrt ist Not" von Gorch Fock aus dem Jahre 1944 ist ebenfalls ein Matrosenmesser abgebildet, ich bin mir sicher, dass der Zeichner dabei an ein Löwenmesser dachte.

Der Seemann Hans Jürgen Fischer (seemann-fischer.de) bestätigt: "Ja die (Loewenmesser) haben wir in der Hochsee, Heringslogger und Kutterfischerei aber auch in der Frachtschifffahrt gehabt! Zum schlachten aber auch zum Netze flicken."

Besonders beliebt bei der Fischerei war und sind die Modelle 1138 und 1147 mit Eisenbacken, welche jedoch schon seit den 90ern nicht mehr hergestellt werden, bzw. die aktuelle Variante ohne Backen 1038 und 1047.

Hier zwei 1147 wohl aus den 80-90ern, oben mit Eisen- unten mit Messing-Nieten.



Löwenmesser sieht man beim genauen Beobachten an der See überall, jedoch selten in den Geschäften. So lagen die Löwenmesser bei Chr.Weismeister nicht etwa sichtbar in einer Vitrine, sondern in einem Kasten unter dem Tresen. Der Kenner weiß eben, wonach er fragen muss.

Aber Lütters Messer waren nicht immer nur robuste Arbeitsmesser, auch elegante Herrenmesser aus Perlmutt und Silber gehörten zum Angebot der Firma.





Ich freue mich über jegliche Information zu diesem Thema.